Mit dem Größenwahn auf du
Mit dem Größenwahn auf du
Seine Beine hat er lässig auf dem gläsernen Designer- Schreibtisch ausgestreckt, daneben steht ein gut gefülltes Glas Champagner. Man sieht sofort, der Mann will sich nicht stressen lassen. Frank Gerber gibt uns an diesem Nachmittag in einem Berliner Luxus-Hotel ein Exklusiv-Interview. Er kam, sah ( durch seine dunkle Sonnenbrille ) und siegte.
Frage: Sie haben mir am Telefon gesagt: Eine Audienz beim Papst ist wahrscheinlicher einfacher zu bekommen als einen Interview-Termin bei Frank Gerber.
Gerber: Ich gebe Ihnen nicht nur ein Exklusiv-Interview, sondern sogar ein Explosiv-Interview. Aber meine Zeit ist im Moment vor allem wegen meiner Online-Plattform Star Statement / Celebrity Statements tatsächlich sehr begrenzt. Bin bissi busy. Auch bissi bossy. Die Telefone stehen nicht mehr still. Ständig geht das Dingelingding. Tausend Leute rufen mich an. ´Ne völlig neue Erfahrung für mich. Nicht wenige Leute halten mich ja für eine mysteriöse Gestalt. Fast wie das Phantom der Oper. Nun sind viele unerwartet höchst interessiert an meiner Person und telefonieren mir hinterher. Wegen StarStatements.com, Vipywood.com, der Kunst in unserer Galerie und einem Photo Shooting mit dem Fashion and Beauty Photographer Frank Karl Soens im renommierten Pariser Hotel Ritz auf dem historischen Place Vendôme. Zudem bin ich als Agent in eigener Sache mit einer befreundeten Fotografin aus Potsdam auch noch mit meiner Nikon-Digiknipse in geheimer Mission unterwegs, um unser neues Projekt an den Start zu kriegen: Der Art Anarcho lässt bald Bilder-Bomben explodieren. Ja, wir sind aktuell sehr reiselustig: Wir geben uns die Weltkugel. Ob mit dem Batmobil, per Raumfähre oder mit der Nautilus von Captain Nemo – Abenteurer wie wir sind immer unterwegs. Frank Gerber on tour mit seiner On-Tour-age: Megastädte wie Tokio, New York und Moskau waren die ersten Stationen. In der letzten Woche sahen wir uns zusammen mit der Vipywood-Chefin Silvia Kainka das berühmte Varieté Moulin Rouge am Boulevard de Clichy in Frankreichs Hauptstadt und das Geburtshaus von Wolfgang Amadeus Mozart in Salzburg an. Außerdem besuchten wir das Grab von “ Club 27 “ Mitglied Jim Morrison auf dem Friedhof Pére Lachaise in Paris und machten einen Trip in die geheimnisumwobene Lagunenstadt Venedig. Und immer wieder locken die Lichter der Hauptstadt. Freche Luft schnappen. Mit einem Koffer nach Berlin. Berlin ist wie ein heißer Flirt – fun-fucking-tastic! Und dann muss Mr. Gerber auch noch mit seiner extravaganten Freundin Cindy Crawford und ihrer schönen Tochter Kaia zum Charity-Event oder auf mondäne Partys geh’n. Ach nee, das ist ja mal nicht Frank Gerber, sondern Rande Gerber. Kann ja auch nicht alles managen. Um auf mehreren Events gleichzeitig zu tanzen, lasse ich mich eventuell bald von einem international renommierten Genforscher klonen. Hoffe nur, dass meine Doubles genauso cool sind wie ich.
Frage: Immer sind es die schönsten Frauen der Welt, die Sie begleiten. Darf man bitte fragen, wer die Dame an Ihrer Seite ist?
Gerber: Darf ich Ihnen eine gute Freundin vorstellen? Die große Stephanie. Sie hat heute B-Day. Ist strahlende 28 Jahre jung geworden. Haben gestern Nacht im Hamburger Hotel “ The George “ im Stadtteil St. Georg zusammen mit einem Make-up Artist und einem Promi-Stylisten und einer aristokratischen Künstlerin noch richtig abgefeiert und einen Cuba Libre nach dem anderen bestellt. Yeah, die Nacht wurde wie so oft sehr lang.
Frage: Wie haben Sie sich kennen gelernt?
Gerber: Das war vor langer Zeit, damals war sie 18 und ein upcoming Supermodel. Steph jobbte ja damals als Model. Sie machte jede Straße zu ihrem Catwalk. Das hat sie von der britischen Catwalk-Beauty Naomi Campbell und der Fashion-Ikone Kate Moss gelernt. Steph war wirklich sehr speziell, eine Göttin ihrer Zeit, und ich checkte sofort: Was ihr im Model-Biz helfen wird, ist ihre Attitude. Ich sah, wie sie in ihrem schwarzen Chanel-Kleid in ihren knallpinken Mini Cooper stieg. Das weckte den Modelizer in mir. Dachte: Wow, she’s hot! Zum Klauen süß! In Hamburg-Harvestehude fuhr ich der Angebeteten frech mit meinem Porsche hinten rein, um sie kennen zu lernen. Der Spaß kostete mich schlappe 5 Riesen. Dann kamen wir ins Quatschen und haben uns sofort super verstanden. Seit diesem Verkehrsunfall waren wir ´n starkes Team. Coolstes Team ever! Ich fliege ja auch wie ein Vampir auf solche Frauen! Passend dazu ließ ich dann noch so’n Spruch ab wie: “ Haben wir uns nicht schon mal gesehen? So vor 217 Jahren? “ Wir zwei waren damals ´n echter Skandal. Eine Beziehungskiste voll Dynamit. Ich verliebte mich unsterblich in die schöne Stephanie, so wie einst Goethe in die junge Lotte. Gerber in Love! Aber sowas von! Doch damals jettete die holde Maid auch viel von Modenschau zu Modenschau, reiste für Shootings um die halbe Welt. Anyway, zwei Jährchen später haben wir uns freundschaftlich getrennt. Wir hatten ´ne verdammt gute Zeit. Auf dem Runway sah man das Model dann auch eher selten. Plötzlich genoss sie ihr Leben zwischen den Reichen und Schönen des Big Apple. Dem Model-Biz sagte sie Goodbye, ihre Welt war die Jeunesse dorée der Upper East Side Manhattans. Dann angelte sie sich einen langweiligen und abgewichsten Investmentbanker, irgend einen Typ mit ´nem Maserati. Sie wollte immer reich heiraten. Genauso wie die bezaubernde Stil-Ikone Audrey Hephurn in dem oscargekrönten Hollywood-Film “ Frühstück bei Tiffany “ . Sie war davon überzeugt, dass ihr Billy Bankster der Mister Right war. Eines Tages, so vier Wochen später, hörte ich meinen AB ab. Es gab eine Nachricht nach der Piep-Show: Sie hatte die Scheidung eingereicht. Die junge Lady fühlte sich chronisch untervögelt und wollte sehr gerne mehr Sex haben.
Frage: Sind Sie eigentlich ein Aufreißer?
Gerber: Ich bin ein Superaufreißer! Bin nämlich ein äußerst höflicher Mensch. Galant reiße ich jeder Frau die Tür auf.
Frage: Sie haben gerade gesagt, Sie hätten sich von dieser jungen Dame hier freundschaftlich getrennt. Gab es auch schon Trennungen, wo es nicht so freundschaftlich ablief?
Gerber: Ya right! Ist mir wie vielen anderen auch mal passiert. Mayday … Mayday – Die Flugzeuge im Bauch sind abgestürzt. Der Himmel trägt Schwarz. Man trennt sich. Es hat nicht sollen sein. Zum Abschied sagt man bogartmässig: “ Ich seh‘ durch meine dunkle Sonnenbrille, Kleines. Uns bleibt immer noch Hamburg. “ Man sieht sich dann kurze Zeit später irgendwo im Grandhotel oder so. Dann geht man als Prince Charming zu ihr mit einem Lächeln und will ihr freundlich die Hand reichen und sie tut so, als würde sie einen nicht kennen. Nicht gerade ladylike. Dann holt man sich ´nen Drink, guckt nochmal zu ihr rüber und denkt: Was geht denn hier ab, bitte? Sie flirtet mit so ´nem glattgebügelten Wochenendrebellen, um einen eifersüchtig zu machen. Oh Mann, that’s sowas von uncool. Das hat keinen Stil. Man hat sich ja mal geliebt! Man war doch mal so lucky. Die imposanten Ringe von Tiffany im Flagship Store an der Fifth Avenue in New York waren doch schon bestellt! Plötzlich denkste an die Zeile von Ulla Meinecke: Jeder Treueschwur war nur ein Meineid. Das tut dann schon ´n bisschen weh – Die Leiden des jungen G. Die alleinige Schuld schob sie mir in die teuren Prada-Treter. Tja, und so ´ner Frau hat man mal total vertraut. Vielleicht war das ganz schön blauäugig, obwohl ich doch so schöne braune Augen habe.
Frage: Als Sie neulich ein konservativer Galerist auf negative Kritiken zu Ihrer Maloobi Gallery ansprach, antworteten Sie souverän: “ Es interessiert mich einen Dreck, was Kritiker wollen! Ich wünsche mir Kritiker, die sagen, was man besser machen kann.“
Gerber: Auf jeden! Nur dann ist Kritik sinnvoll. Wir haben ja das Mega-Projekt “ Maloobi “ aus Zeitgründen neulich erstmal gecancelt, aber bald gibt es “ Maloobi Reloaded “ ! Ich sah “ Maloobi “ als Einstiegsdroge in die Kunst für alle Kids und Youngsters bis 99! Die Maloobianer sind coole Leute. Das war ja auch die Idee dahinter, sich zusammenrotten und gemeinsam eine kreative Gegenbewegung starten: die “ Maloobi-MA.fia “ ! Pop Art statt Flop Art! Es waren echt großARTige Künstler dabei wie z.B. die “ Queen of Pop Art “ Lucky Wy mit ihren knallbunten Hammer-Bildern. Ich steh ja total auf Pop Art-Künstler wie z.B. Heiner Meyer, James Rosenquist, Keith Haring, Mel Ramos, Romero Britto, Charles Fazzino, David Gerstein, Ed Heck, Luigi Rocca, George Ioannou, Laurence Jenkell, Johannes Cordes, Ekaterina More, Mauro Perucchetti, James Francis Gill, Roy Lichtenstein und Devin Miles und so. Damals dachte ich: Eventuell entdecken wir auch bald einen neuen Andy Warhol oder einen neuen James Rizzi oder einen neuen Starfotografen wie Helmut Newton. Ich helfe einfach gern. Mir macht es Freude, anderen Künstlern ein Forum zu bieten und sie zu pushen. Ehrensache!
Frage: Denken Sie gern an Ihre Schulzeit zurück?
Gerber: Nee, nicht wirklich!
Frage: Wieso nicht?
Gerber: Ich habe mir mit 4 Jahren das Lesen selbst beigebracht. War ein hochbegabtes Kind, I.Q. von 175. Ich fühlte mich unterfordert. In der Schule, das war stupides Lernen, dem ich mich verweigerte. Ich habe mich zu Tode gelangweilt. Die Folge waren schlechte Zensuren. Irgendwie war ich sehr unglücklich, und dachte an Napoleon I., der einmal meinte: Genies sind Unglückliche, sind Meteore, die verbrennen müssen, um ihr Jahrhundert zu erleuchten. Für die meisten anderen war ich außerdem immer nur ein durchgeknallter Typ und ein Spinner, ein junger Rebell. Ich betrachtete es aber als Kompliment, wenn sie mich ausgrenzten. Bin immer gegen den Strom geschwommen. Der junge und wilde Sturm und Drang-Poet zwischen Selbstzweifel und Selbstfindung war eben mehr an der Kunst als an der Penne interessiert. Auf Schule konnte ich absolut nicht, ich hatte Blaumachen als Hauptfach. Die Motivation von dem Schüler Gerber steigerte sich aber schlagartig, als eine überirdisch coole Paukerin auftauchte.
Frage: Was kann die Schule besser machen?
Gerber: Viel. Wissen Sie, unsere Lernfabriken werden von allzu vielen bürokratischen Vorschriften geregelt. Das Wort “ Erziehung “ ist auch total daneben. Lernen ist ein schöpferischer Prozess. In allen Kids steckt ein wunderbarer Rohdiamant, der nur geschliffen werden braucht. Das haut aber nicht hin, wenn man in starren Normen denkt, die eher zu Stumpfsinn führen und der Pädagogik und der Kreativität zuwiderlaufen.
Frage: Stört es Sie, wenn manche Leute über Sie schlecht reden?
Gerber: Wie sagte der grandiose Schriftsteller und Dandy Oscar Wilde mal so schön: “ Es ist besser, die Leute reden schlecht über einen als gar nicht! “ Da sollte man einfach souverän und lächelnd drüberstehen. In the end of the day kommt’s immer darauf an, dass man selber ´n gutes Feeling hat. Manchmal fühle ich mich aber schon unschuldig verurteilt wie der Graf von Monte Christo. Hater-Alarm! Misstrauisch googeln oder bingen oder yahooen einige Hater und Oberspießer mich und sind alarmiert. Der Blödheitsquotient mancher Leute ist enorm hoch. Was viele dieser Nixblicker ja nicht schnallen: Ich ironisiere doch mein Image, indem ich es übertreibe. Ich bin total unangreifbar, weil ich mich selbst nicht so wahnsinnig ernst nehme. Habe mehr diese „Happy-Go-Lucky “ -Art und gehe eher gutgelaunt und leichtfertig durchs Leben, Mr. Easy eben. Die Leute quatschen viel. Da tauchen echt manchmal Typen auf und behaupten, der Gerber sei der Teufel in Menschengestalt. Es kursiert auch das Gerücht, dass Frank Gerber seine schwarze Gucci-Sonnenbrille nur deshalb so selten abnimmt, damit man die Dollarzeichen in seinen Augen nicht sieht. Es kursieren sogar Gerüchte, dass ich Starallüren habe und selbst meine engsten Freunde mit “ Hi, Fans! “ begrüße. Die Gerüchte-Börse boomt. Um mich ranken sich abenteuerliche Geschichten: Er schottet sich wie einst der legendäre US-Milliardär Howard Hughes von der Welt ab, sein Luxusappartement ist geheim. Er kommt nur in eine Stadt, wenn es mindestens eine Straße gibt, die nach ihm benannt wurde. It’s Just Not True. Alles Quatsch und viel Tratsch: Plötzlich bin ich der Mafia-Pate. Plötzlich bin ich der Gangster. Plötzlich bin ich der Staatsfeind Nr. 1! Aber wenn das einige so sehen möchten, bitte, meinetwegen. Nicht nur in den Bars oder mondänen Casinos begegnet man immer wieder Typen, die nicht Mike Tyson heißen und mir trotzdem ein Ohr abkauen. Mit einem Lächeln sag ich dann meistens: “ Tut mir sorry, ich spreche kein Schwachmatisch! “ Ein Societyreporter von so einem Revolverblatt machte zum Beispiel neulich am Airport den Extremzutexter und sagte, ich sei ein arroganter Macho-Arsch mit einem Herz aus Eis und der Moral eines Serienmörders – und sogar Terroristen hätten mehr Sympathisanten als ich. Dieser schlechte Ruf amüsiert mich. Ein prominenter Politiker aus Berlin erzählte sogar, der Gerber sei nicht rot, nicht schwarz. nicht grün – sondern eh meistens blau.
Frage: Da wir gerade beim Thema sind: Möchten Sie noch ein Glas Champagner? Oder dürfen wir Ihnen einen coolen Drink ordern?
Gerber: Kühle Drinks – so was brauch‘ ich nicht. Bin schon cool genug.
Frage: Es gibt Leute, die sagen, Sie wären von der Modedroge Kokain abhängig?
Gerber: Die einen kennen mich, die anderen können mich. In meinem Personalausweis steht nicht “ Pete Doherty “ . Ich beschäftige mich nicht mit dem Schnee von gestern, wenn heute doch der Sommer da ist. Weitere Statements wird es von mir zu diesem Thema nicht geben. Von Koks hab‘ ich die Nase voll!
Frage: Joints?
Gerber: Mit 14, 15 oder so. Ich bin F.G., nicht E.T. Trotzdem musste ich wie das symathische Alien was klarmachen: Nach Hause telefonieren. Meine Ma fragte am Telefon, wann ich vorbei komme? Ich ganz cool: “ Das Cannabisschen dauern. Ich seh‘ die Welt im Moment durch die grüne Brille. “ Ja, ich hab‘ mal mit einem Freund Haschisch geraucht. Ein Joint venture sozusagen. High sein, frei sein, das Leben kann schnell vorbei sein. Dachten wir. Wilhelmshaven: Meine Highmatstadt! Dort hingen wir ganz relaxed und high im Luxus-Loft seiner Alten ab, haben einen Joint durchgezogen. ´Ne echte Wundertüte! Obwohl ich das heute nicht mehr machen würde. Aber mit dem Kiffen seh‘ ich das auch nicht so eng. Bin sowieso für eine Legalisierung und für eine absolute Drogenfreigabe. Die offizielle Drogenpolitik ist doch total gefloppt. Sogar viele Ärzte, Politiker und Polizisten fordern heute die kontrollierte Abgabe, um die Qualität des Stoffes zu garantieren und den illegalen Markt auszutrocknen.
Frage: Ihre Freunde schätzen an Ihnen, dass Sie sich mit Urteilen über Ihre Mitmenschen sehr zurückhalten. Halten Sie sich für einen guten Menschen?
Gerber: Erstens: Wie sagte schon Weltstar Marlene Dietrich? “ Es sind die Freunde, die man um vier Uhr morgens anrufen kann, welche von Bedeutung sind. “ Für mich ist es selbstverständlich, für meine Freunde da zu sein. Zum Glück habe ich Freunde, die genauso drauf sind. Richtig loyale Kumpels. Man nennt uns das Rat Pack von Hamburg. Ich mach‘ Action mit meiner Connection! Meine Buddies und ich gehen oft zusammen clubben oder spielen Poker oder hängen bei coolen Drinks und kubanischen Zigarren mit den Mädels ab oder lesen uns gegenseitig Gedichte von dem amerikanischen Schriftsteller Charles Bukowski vor. On fait la bringue tous le soirs. Zweitens: Es ist nicht mein Job zu verurteilen. Auch nicht zu vorurteilen. Man sollte Menschen kein Label verpassen, bevor man sie nicht kennengelernt hat. Hell yeah, ich bin einer von den Guten. Viele nennen mich auch schon Mahatma Gerber. OKchen, ich hab ´ne große Klappe, aber ich bin immer very charmant dabei. Gehe mit anderen Menschen sehr sensibel und ehrlich um und das erwarte ich auch von anderen. Eventuell bin ich manchmal sogar zu sensibel. Viele halten mich ja für Superman, aber: Diese Übersensibilität ist auch mein Kryptonit.
Frage: Nervt es Sie, wenn Menschen aus Ihrer Umgebung Ihre Art zu leben und Ihren coolen Slang-Style übernehmen?
Gerber: Also bitte, was für eine Frage, non! Mittlerweile gerbern ja Tausende und das ist auch okay, wenn sie mich als Quelle nennen. Auch jede feste Freundin bekam von mir einen speziellen Crashkurs in Coolness und mutierte dann zum Gerber-Girl: Sie quatschte wie ich und wenn ich ´ne SMS bekam, dachte ich jedes Mal, ich schreib‘ mir selbst. Find‘ ich aber extremst hamma. Fast an jeder Straßenecke stehen jetzt die coolen “ Frankies “ mit schwarzen Sonnenbrillen und lassen meine Sprüche ab. Diagnose: Gerberitis. Die haben nämlich gecheckt: “ Der Typ hat ja ´ne ganz coole Schreibe und coole Sprüche drauf. “ Das ist killercool, Mann! Gerber Generation. Greatartig!
Frage: Sie haben Ihren gebrochenen Gothic-Look in letzter Zeit leicht verändert. Frank Gerber mal ganz anzüglich!
Gerber: Mal Gothic-Look, mal Agenten-Look, mal Heroin-Chic. Ich mochte noch nie aussschließlich über Äußerlichkeiten reden. In der Wahl der Garderobe bleibe ich mir treu. Erlaubt ist, was Lagerfeld. Einziger Seitensprung: Giorgio Armani. O.k., heut‘ trag ich auch mal wieder einen schwarzen Designeranzug wie die “ Men In Black “ . Echt joopig! Sonst ist mein Outfit legerer. Ich gehe lieber mit den Models als mit der Mode. Es gibt andere, relevantere Probleme auf der Welt, als die, sich morgens zu überlegen, welches Kaschmirsakko ich zu welchem Designerschuh anziehe. Wissen Sie: Es gibt Millionen Menschen, die sich fragen: Habe ich morgen noch einen Job? Es gibt skrupellose Warlords und Kindersoldaten im Krieg, Boatpeople, Bodenzerstörung in den Tropen und Dirty Tricks auf höchster Politebene. Und wo wir gerade beim Thema Mode sind: Animal Rights Activists find‘ ich cool. Echte Pelze sind megaout! Man trägt keine Pelzmode mehr – man trägt heute Herz. Jeder, der einen Pelz kauft, bezahlt einen Killer.
Frage: Wechseln wir das Thema. Benedikt XVI, der sich nach seinem Rücktritt “ Papst Emeritus “ nennt, nervte Sie ganz speziell, oder?
Gerber: Ich war nie Mitglied im Papst-Benedikt-Fanclub. War echt schockiert von ihm. Sein damaliges Statement, dass Kondome nicht helfen, die Verbreitung von AIDS zu verhindern, war gefährlich, naiv und total daneben. Als Pontifex hätte er sich einen solchen Fauxpas nicht erlauben dürfen.
Frage: “ Seine Heiligkeit “ wird das nicht gefallen. Sind Sie Katholik?
Gerber: Non, non, non. Römisch alkoholisch ist meine Konfession.
Frage: Könnten Sie sich Frank Gerber als Papst vorstellen?
Gerber: Why not? In der Vergangenheit wurde nicht selten ein falscher Papst gewählt: Viel Weißer Rauch um Nichts! In naher Zukunft könnte das mit mir ja vielleicht besser laufen. Dann würde das Papamobil wohl bald “ Abschleppwagen “ heißen, hätte neben der Knautschzone auch eine Knutschzone. Coole Klamotten hätte ich auch an: Der stylige Vater. Aber ja, vorstellen kann ich mir das: So’n wunderbar schräger Typ von der Straße wie ich als der neue deutsche Underground-Papst. Leute wie Posh and Becks, Lindsay Lohan, Johnny Depp, Megan Fox, The Rolling Stones, Rita Ora, Miley Cyrus, Natalia Kills, Tommy Lee, Lady Gaga, David Guetta, Mary J. Blige, Lana Del Ray, Lourdes Ciccone, George Clooney und die wunderschöne R&B-Sängerin Beyounce würden vom Vatikan eine freundliche Einladung bekommen – und dann würden wir richtig Party machen und abdancen und Kim Kardashian macht dann vielleicht ein Selfie mit uns allen und postet es auf Channels wie Instagram, Twitter oder Facebook! Ich war eben schon immer anders. Schon als Kind, als ich mich mit anderen Kids auf der Straße rumtrieb. Damals war ich noch klein, doch ich dachte schon groß. Immer “ Thing Big! “ Mit dem Größenwahn auf du. Frank als Papst? Warum eigentlich nicht? Der Ghettogoethe hat ja darüber einen interessanten Songtext geschrieben: Die grandiose Idee zu “ Pope 4 A Day “ kam mir, als ich nachts leicht drogiert den Papst auf n-tv sah.
Frage: Sie sind ein Grenzgänger. In Deutschland sind Sie berüchtigt für Ihre unkonventionellen Meinungen. Damit werden Sie sich vermutlich ein paar Feinde machen.
Gerber: Wenn Sie wüßten, wie egal mir das ist. Sehen Sie es doch postiv! Ich freu‘ mich über jeden neuen Feind, den ich gewinne. Je mehr, desto lustiger! Is‘ doch toll, wenn sich so viele Leute für mich interessieren! Außerdem: Everybody’s Darling war ich nie.
Frage: Sind Sie, wie so viele Deutsche, politikverdrossen?
Gerber: Nö, gar nicht. Weltpolitik, die ist superinteressant. Da steh‘ ich echt drauf. Außerdem: Politikerschelte ist im Moment wohl “ In “ . Fact ist: Wie überall im Leben gibt es auch in der Politik Damen und Herren, die ihren Job gut, und andere, die ihn weniger gut machen.
Frage: Wie sehen Sie Deutsche Politik heute?
Gerber: Da sehe ich absolut schwarz, aber das hat nix mit meiner dunklen Sonnenbrille zu tun. Manchmal frage ich mich, was aus dem Land der Dichter und Denker geworden ist? Das Land der nicht ganz Dichten und Gelegenheitsdenker? Ich möchte das einfach nicht akzeptieren und glaube weiter an die Power der cleveren und weltoffenen Leute in dieser Republik. Aber viele PolitikerInnen der großen Parteien sitzen total abgehoben im Raumschiff Bundestag und checken kaum noch, was unten auf der Bodenstation Straße Sache ist. Die Politprominenz quatscht außerdem fast nur drumrum. Der Klartext-König war not amused. Verschärft genervt beschloss ich deswegen einmal nach Angela Merkel für das Amt des Bundeskanzlers zu kandidieren. Ich sah sie schon vor mir, die Schlagzeilen in der Bild Zeitung: “ FRANK GERBER IST BUNDESKANZLER! “ , “ FRANKIE ROCKT DAS HOHE HAUS! “ , GERBER TRIFFT OBAMA! “ Stattdessen hatte mein schwuler Hairstylist Kay ein Rezept parat: Politik verdirbt den Charakter, Alkohol zerstört die Leber – dann lieber Alkohol. Politik ist fast nur noch Showbusiness. Image statt Inhalt ist heute “ in “ . Ich stehe nicht auf Polit-Typen, die mehr ihren politischen Vorteil suchen, als die Wahrheit. Der Bundeskünstler bin ich lieber als der Bundeskanzler!
Frage: Kommen wir zu einem neuen Thema: First Love. Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Liebe?
Gerber: Ich verweigere die Aussage.
Frage: Wie alt waren Sie da etwa?
Gerber: Ich verweigere die Aussage.
Frage: War die Trennung hart?
Gerber: … no comment!
Frage: Schade. Würden Sie bitte zu den folgenden Personen je ein Statement abgeben: Kim Jong.
Gerber: Viele halten mich ja für einen Ego-Googler. Aber ich hole mir auch meine Infos aus dem Net. Ich war also mal am wikipedieren. Bei Wikipedia las ich nichts Gutes über Nordkoreas Diktator. Zu diesem Herrn kann ich eigentlich nichts sagen, was man puplizieren kann. Ich denke, auf ihn passt ein Zitat von der amerikanischen Hollywood-Diva und Leinwandgöttin Mae West: Seine Mutter hätte ihn zurückgeben und den Storch behalten sollen.
Frage: Okay, weiter: Barack Obama.
Gerber: “ Yes, we can! “ lautete sein Wahlkampfslogan. Bisher macht Mr. President fast immer ´n guten Job, find ich. Der zieht sein Ding durch. Jedenfalls hat der Mann Personality. Chapeau, Mr. Obama!
Frage: Jesus Christus.
Gerber: J.C. und ich haben ´ne Menge gemeinsam. Er soll ja bekanntlich den See Genezareth überquert haben. Und ich die Hamburger Alster: Allerdings, als sie zugefroren war. Whatever! Wir beide konnten übers Wasser laufen. Heute wären J.C. and the Gang, also seine Jünger, Popstars. Aber wie würden seine Erzeuger Mary und Joe reagieren? We will never know …
Frage: Benjamin von Stuckrad-Barre.
Gerber: Durch Panik Präsident Udo Lindenberg habe ich ja schon viele Leute getroffen, wie z.B. ´ne Person, mit der ich eine wirklich wilde Zeit verbrachte, doch die VIPsagistin kriegte in ihrem Styling-Studio in Hamburg immer trotzdem alles auf die (Lange) Reihe. Durch den Mann mit Hut traf ich auch echte Celebrities wie zum Beispiel die deutsche “ Godmother of Punk “ Nina Hagen, Ben Becker, Tim Fischer, Heinz Hoenig, Eric Burdon, Helen Schneider, Otto Waalkes, Jan Delay und und und. Auch den Autor Benjamin von Stuckrad-Barre habe ich bei einem Meeting mit Udo Lindenberg im legendären Hotel Atlantic an der Alster in Hamburg kennengelernt. Der Rockvolutionär Udo, Ben und ich schauten uns bei ´nem Gläschen Udohol das Endspiel der WM 2006 im Fernsehen an. Benjamin hat mal einen Bestseller geschrieben. Soloalbum. Ganz nice. Spätere Sachen von ihm fand ich besser. Bitte mehr davon!
Frage: Ihre Meinung zur Pop-Literatur?
Gerber: Pop-Literatur war gestern. Manche nennen mich ja den “ King of Popliteratur “ . Aber ich bin ´n glamouröser Rock-Literat. Bin der Erfinder der Rock-Glitteratur. Es ist doch ein Meister vom Himmel gefallen. Meine Biografie wird garantiert innerhalb weniger Tage zum absoluten Bestseller avancieren: Sie müssen dafür den kompletten Regenwald roden! Ich bin wie Designer und Mode-Zar Karl Lagerfeld. Nur, dass ich meine Mode aus Gesprächsstoff und Lesestoff kreiere. Ganz Deutschland erwartet eine neue Leseratten-Plage. Um Johann Wolfgang von Goethe zu zitieren: Wer nicht eine Million Leser erwartet, sollte keine Zeile schreiben. Ein paar Kohlen will ich mit dem Buch natürlich auch abkrallen. FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR mach‘ ich’s nicht.
Frage: Ihr Lieblingsautor?
Gerber: Mein Lieblingsautor bin ich!
Frage: Kritisieren dürfte Ihren unkonventionellen Schreibstil wohl eh keiner. Man erzählt sich, Sie füttern Ihren Privathai mit lebenden Hobby-Journalisten und vor allem mit Buchkritikern, die keinen Plan haben …
Gerber: (lacht) Naja … Kritik an mich ist Gotteslästerung. Ja, ein Sakrileg! Is‘ doch klar.
Frage: Ihr nächstes Projekt soll den Titel “ Frankzösische Chansons “ tragen. Können Sie Französisch?
Gerber: (lacht) Ja, aber mit der Sprache funktioniert’s noch nicht so ganz. Aber ich möchte es hier mal probieren: Comment vors appelez-vouz? ( Wie heißen Sie? )
Frage: Jacqueline.
Gerber: C’est un prenom charmant. C’est a vors, ces beaux yeux-la? ( Das ist ein bezaubernder Vorname. Wo haben Sie bloß diese schönen Augen her? )
Frage: Sie sind ein Charmeur, Monsieur Gerber. Aimez-vors Jacquel Brel?
Gerber: Oh, oui! Bin ein großer Fan von Brel. Auch bei Madame Piaf werd ich schwach. Göttlich. Der Meister ist entzückt. Aber auch die Muse der französischen Existentialisten Juliette Greco und Leute wie Charles Trenet, Fernandel, Mistinguett, Jean Gabin oder auch Serge Gainsbourg gehören zu den Großen des Chansons. Superinteressante Texte. Sie alle haben coole Alben gemacht. Schwer zu toppen! Speziell der in Paris geborene Chansonnier Serge Gainsbourg war für mich einer der ganz großen Künstler seiner Epoche. Ein Blick in seine reichhaltige Diskografie zeigt, dass die französische Ikone enorm produktiv und kreativ war. Außerdem hat er Mut bewiesen, als er die Marseillaise zur Reggae-Nummer machte. Da war ich verdammt stolz auf ihn. Im schönen Frankreich hat ihn heute wohl fast jeder auf dem Radar, hier in Deutschland erlangte Gainsbourg vor allem durch seinen Skandal-Song “ Je t’aime “ mit Jane Birkin große Popularität. Ja, Brel, Gainsbourg und all die anderen grandiosen Künstler bringen so’n total geiles Lebensgefühl rüber. Eines meiner neuen Projekte wird übrigens den schönen Titel tragen: “ Französische Chansons – Ich mach’s dir auf französisch! “
Frage: Wie bitte darf ich mir das vorstellen, wenn Monsieur Gerber es mir auf französisch machen würde?
Gerber: (lacht) Unsere Interview-Lady! Respekt, meine Liebe! Ou vag-t on? Chez vors? Chez moi? A I’hotel? ( Wohin gehen wir? Zu Ihnen? Zu mir? Ins Hotel? )
Frage: Warum laufen Sie immer mit dunkler Sonnenbrille rum? Ein Freund von Ihnen erzählte uns: Sein Markenzeichen sind coole Sonnenbrillen. Er hat 1000 Stück.
Gerber: Brille? Viele, Mann! Mr. F.G. erwartet eine blendende Zukunft. Ohne Sonnenbrille gar nicht auszuhalten! Designer Sunglasses gehören zu den Fashion-Essentials für mich. Ich habe mehr für die Verbreitung von Sonnenbrillen getan als die Mafia. Sehen Sie mal her! Das kleine Schwarze: Modell von Gucci. Davon hab‘ ich zwei Stück, das sind meine Black Darlings. Das sind Brillen für coole Männer mit Durchblick. Wer auf der Sonnenseite des Lebens steht, braucht partout ´ne dunkle Brille. Ja, ein absolutes Must-Have! Manchmal trage ich auch eine von innen verspiegelte Sonnenbrille, eine Spezialanfertigung. Bin ich deswegen ein Narziss? Maybe. Wie sagte schon der ehrwürdige Dichterfürst Goethe: Aber der Mensch ist ein Narziss; er bespiegelt sich überall gern selbst; er legt sich als Folie der ganzen Welt unter.
Frage: Welche Macken haben Sie?
Gerber: Macken? Ich? Last question, please!
Frage: Herr Gerber, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und überlassen Ihnen hiermit das Schlußwort. Was, bitte, möchten Sie der Nation noch zurufen?
Gerber: Das Paradies wird wieder geöffnet. Alles wird gut.
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